Mittwoch, 26. Oktober 2011

Wie schmeckt Peru?

Fotos aus Churin
Ich sitze mal wieder im Bus. Was sehe ich ? Lauter kleine Kastenhäuser, unverputzte Mauern, es erscheint mir provisorisch. Ein Mann geht durch den Bus, dunkle Augenringe, raue Hände. Er klimmert mit Geld in der Hand. Er will mein Fahrtgeld einsammeln. Der Bus hält, mir rauer Stimme schreit er : "Baja, baja" und treibt zur Schnelligkeit an, dabei können die Menschen auch nicht mehr als aussteigen. Ich schaue in müde Gesichter oder sehe Menschen, die beim Schlafen ungesund ihren Hals abknicken. Neue Menschen steigen ein. An den Haltestelle tümmeln sich viele Menschen die an den kleinen, zahlreichen Ständen ihr Frühstück kaufen. Was sehe ich? Ein Restaurant reiht sich an das andere. Essen ist hier ein großen Thema. Es hat hier eine bedeutendere Wichtigkeit.
Ich liebe diesen Bus. Es ist einer von den großen, wo ich nicht immer Gefahr laufe meinen Kopf zu stoßen. Es ist die Linie 96B Chorrillos / San Juan de Lurichgancho. Er fährt über die Autopista und nicht durch die vollen Straßen, da brauche ich bei wenig Verkehr nur 50 Minuten nach Chorrillos und es ist der direkte Weg. Neben mir sitzt eine Frau, die aufgeregt telefoniert, typisch peruanisch, erst die Sprechmuschel an den Mund halten und dann zum Hören ans Ohr halten, sehr seltsam. Eine ältere Dame lächelt mich an, wie es mir gehen würde, ob mir die Physalis gut schmecken würde, sie wäre sehr fruchtig, ich bejahe. Während der Fahrt kommen drei Menschen herein, darunter ein Kind. Sie singen oder erzählen ihre bedrückende Lebensgeschichte, je nach dem wie gut sie es verpacken kaufen die Menschen im Bus die Süßigkeiten, die sie anbieten. Ich denke, egal ob die Geschichte jetzt stimmt oder nicht, sie sind so oder so schon soweit, dass sie im Bus Bonbons verkaufen müssen. Heute sind meine Lieblingssüßigkeiten nicht dabei, die kleinen Ernüsse mit einer karamelisierten Hülle, ähnlich wie Weihnachtsmandeln. Es ist komisch, ich trage Ballerinas und eine dünne Stoffhose und bin genervt vom ständigen Klimawechsel (heiß, kalt, heiß kalt>Frühling) und im Radio läuft Weihnachtsmusik. Ich steige aus und mir kommt es vor als wäre ich 20 Minuten gefahren. Ich bin immernoch verblüfft, dass der nette Busfahrer mich wieder erkannt hat. Drei mal hätte er mich schon gesehen, wo ich denn herkommen würde und er kenne Rom und bald würde er in die Schweiz fahren. Ich ertappe mich dabei, wie ich denke: "ein Busfahrer hat die finanzielle Möglichkeit in die Schweiz zu fliegen?". Ich sehe soviele Menschen und für mich sind sie so anonym, doch mich erkennen sie wieder.
Ich gehe die Straße entlang,es ist halb zehn,es ist dunkel und trotzdem sind viel mehr Menschen auf der Straße als am Mittag. Ich verspüre keine Angst, trotzdem blicke ich aufmerksam um mich, mir kommen Menschen entgegen. Ein Mann groß, dunkle Augen schwankt, kommt beim Vorbeigehen ungewöhnlich nah, ich schlucke, mein Herz klopft. Ich bin jetzt hier auf vieles gefasst. Ich sage immer, ich habe keine Angst, aber Respekt. Ich frage mich, ob die Menschen manchmal bemerken oder begreifen, dass wir sie als Bedrohung ansehen. Wenn wir einfach nur am einem Plaza sitzen und ein einzelner Mann um uns rum geht, kann man den Gedanken an die Gefahr nicht unterdrücken, dabei könnte er genauso nur auf jemanden warten und möchte sich die Füße vertreten. Ich bin zwiegespalten, eigentlich kann ich die Gefahr hier nicht ausmachen, ich glaube nicht wirklich dran, obwohl jeder zweite Satz von jeder Person, heißt: "Pass auf, es ist so gefährlich". Und dann fühle ich mich wieder gut vorbereitet falls was passiert.
Wir gehen in die Disko, Flecken auf der Jacke, den Schlabberpulli an, Chucks, doch hier ist das kein Problem. Wir haben den Gringobonus. Auch wenn ich mich ein wenig underdressed fühle, die Blicke haben wir trotzdem für uns. Ich habe hier in Peru noch nicht ein mal Eintritt bezahlt. Noch finde ich es sehr schwierig die Peruaner zu beschreiben. Entweder sind es die Reichen, die aber nicht verstehen würden, warum ich in San Juan leben, die waren wahrscheinlich noch nicht ein Mal in ihrem Leben hier oder die Menschen aus meinem Viertel sind dann wieder zu verschieden. Wir suchen noch nach coolen Menschen, einen guten Club haben wir schon gefunden,jedoch la gente falta....
Ich gehe auf den Markt. Verschiedene Gerüche steigen mir in die Nase, Gebratenes, frischer Fisch, Fleisch. Ich verdränge den Gedanken der Hygiene, als ich sehe, wie die Verkäuferin das Fleisch schneidet und wie sie es verpackt oder auch nicht verpackt und ich begebe mich schnell in den Gang mit dem Obst. Allerlei habe ich zur Auswahl, doch bleibe ich meistens bei meinen Favoriten: Mango, Kiwi, Banane, Physalis, Weintrauben. Dann noch einen frisch gepressten Orangensaft zum mitnehmen, nix da in einen Becher, schön in eine Plastiktüte mit Strohhalm. Ich bleibe beim Stand mit den Filmen stehen. Es gibt eine riesige Auswahl, man kann auch bestellen. Schwarzmarkt, aber ganz öffentlich. Ich zahle 2,5 Sol für einen Film, circa 0,50€. Ich finde Müll in meiner Tasche und kann mich mal wieder nicht überwinden ihn auf die Straße zu werfen, so wie es hier üblich ist. Es gibt aber auch keine Mülleimer.
Ich schaue auf meine Finger, sind rau vom ganzen Spülen, trotz ständigem Eincremen. Der Staub setzt sich in der Haut ab. Ich komme am großen, braunen Holztor von Chorrillos an. Die Tür wird mir geöffnet, dahinter befindet sich ein grünes Paradies.

Montag, 24. Oktober 2011

Nachträgliches Karibikfieber

 Unser Hostel in Ica....
 mit Blick auf die Lagune und die beeindruckenden Sandwände


 die kleine,aber feine Lagune,mitten in der Wüste
 Und zack, standen wir in der Wüste...
 die Fahrt mit dem Wüstenbuggy war fast das beste...




 Ich hatte dann doch etwas Angst, hab dann doch noch etwas auf dem Brett gechillt
 Unser Hostel, netter Kolonialbau mit Stuck..


 Meine liebe Acy und ich, auf dem großzügigen Balkon

Die gesamte Bande...

Montag, 10. Oktober 2011

Churin und Ferien ohne Ferien...


Diese Woche hatten leider nur die Kinder Ferien und wir mussten Montag bis Mittwoch arbeiten.
Konferenzen, Putz- und Aufräumaktionen standen auf der Tagesordnung. Unsere Aufgabe war hevorragend. Sand sieben. Hört sich jetzt vielleicht nicht so spektakulär an, aber der Kindergarten besteht hauptsächlich aus Sand und die Wege aus kleinen,ätzenden Steinen. Natürlich ist es der größte Spaß der Kinder die Steine in den Sand zu schleppen. Deswegen war es eine anstrengende Arbeit, aber draußen und bei der schönen und heißen Frühlingssonne ließ es sich ganz gut machen.
Mittwoch dann gab es kleine Personaländerungen. Ich werde in meiner Gruppe weiterarbeiten, jedoch mit allen Kindern und werde die Arbeiten wie Kochen etc. Übernehmen, mal sehen was das wird. Meine bisherige Arbeit wird von einer neuen Kindergärtnerin fortgesetzt.
Ich werde immer nur bis 14 Uhr arbeiten, aber danach Aufgaben, wie Puppen und andere Sachen basteln übernehmen.
Donnerstag morgen um 6 Uhr morgens ging es dann nach Churin. Ein kleines Bergdorf sechs Stunden von Lima entfernt. Es erwartete uns eine ganz andere Atmosphäre. Zwar umgaben uns immer noch steinige ,staubige Berge, jedoch war das Landschaftsbild deutlich grüner. Churin, ist sehr klein und etwas verschlafen. Es ist an einer Straße angesiedelt und ein Hostel reiht sich an das nächste Restaurant. Also irgendwie ist jeder Ort irgendwie gleich. Dort gibt es immer nur die Möglichkeit etwas zu essen oder funktionelle Sachen zu kaufen. Shopping Fehlanzeige. Am Freitag ging es dann zwei Stunden mit dem Mirko, hoch in die Berge. Die Luft wurde schon etwas dünner und wir schlängelten uns kurvige, unbefestigte Straßen hinauf. Alles begleitet von einem Fluss grünen oder auch gelben Wiesen, Bäumen, Kühen, Schafen und freilaufende Esel. Wirklich schön, das typische Landleben. Die Menschen trugen oftmals auch die traditionelle Tracht und aufwendige Hüte. Wir besuchten die heißen Termalbäder. Die kommen einfach aus dem Berg und sind gut für die Gesundheit. Es ist irgendwie ein Mittelding aus Sauna und Baden. Total heiß, aber echt schön.
Danach legten wir uns auf eine Kuhwiese und entspannten noch kurz bevor es nach Churin zum Essen zurück ging. Spät Abends ging es nach wieder nach Lima um am Samstag morgen zu arbeiten. Ein gelungener,entspannter Ausflug.

Sonntag, 2. Oktober 2011

Die Zeit verfliegt


Und schon wieder ist eine Woche rum. Mitlerweile vergeht die Zeit wie im Flug. Teilweise ist mein Leben hier geordnet, aber auch sehr spontan und abwechslungsreich. Diese Woche war sehr anstrengend und sehr unausgeglichen.
Aber nun erstmal zurück zum Freitag. Da war doch was, obwohl es mir soweit weg vorkommt. Freitag Abend ging es also los, mit Sack und Pack fuhren wir zu fünft nach Ica. Die eigentliche Fahrt von vier Stunden war dann etwas länger, so um die sechs,denn man unterschätze nie den Verkehr in Lima am Abend. In Ica, einer Hochburg des Diebstahls sahen wir schnell zu, dass wir uns in ein Taxi nach Huacachina setzten. Nach zehn Minuten Fahrt gelangten wir in das kleine Huacachina. Ich hatte schon etwas Angst, dass unser Hostel um 24 Uhr schon gar nicht mehr offen hat, aber nach längerem Klopfen gelangten wir in unser Zimmer. Groß, spartanisch, aber Altbau und Kolonialstil mit direkter Lage an der Lagune. Richtig schön. Wir statteten dann der Dorfdisko einen Besuch ab. Am nächsten Morgen lagen wir nicht lange in den Federn, sonder frühstückten in der Sonne am Pool. Eine Besichtigung des kleinen aber feinen Huacachinas folgte. Man muss wissen, Huacachina sind lediglich zwei Häuserreihen um eine kleine aber sehr schöne Lagune in der Wüste. Dahinter ragen beeindruckende Sandwände empor. Wir fanden ein nettes Restaurant mit Hängematten und chillten dort bei leckerem Essen und genossen die Sonne bis zum Nachmittag. Um 16 Uhr ging es dann los zum Sandboarden. Mit dem Wüstenbuggy ging es zack in die Wüste. Es war so irre, als wir auf einmal, die Stadt hinter uns ließen und die Wüste vor uns sahen, wie auf Fotos. Die Fahrt war sehr witzig und erinnerte an Achterbahnfahren. Tja und dann kamen die Sandberge. Drei zum üben und zwei richtig steile Berge. Pustekuchen Sandboarden. Also ich bin jetzt ja nicht so das Ass was Skifahren angeht, daher war es doch etwas schwierig, die Überwindung fehlte. Bei den beiden großen Sanddünen bin ich mit dem Bauch auf dem Brett den Berg runter, ziemliche Mutprobe.
Um 6.30 Uhr klingelte am nächsten Morgen erbarmungslos der Wecker, denn wir hatten einen Ausflug auf die Islas Ballestas gebucht. Das sind Insel in Paracas, in der Nähe von Lima. Diese beherbergen Robben, Pelikane, Pinguine und viele verschiedene Arten von Vögel. Die zweistündige Bootsfahrt hat sich im jeden Falle gelohnt. Die schroffen Felsen mit den Tieren waren wirklich putzig. Danach haben wir zur Abwechslung mal gegessen. In der Sonne am Strand, herrlich. Danach ging es nach Pisco, eine andere Stadt, nahe Paracas. Man konnte teilweise die Zerstörung eines Erdbebens vor ein paar Jahren spüren. Wir genossen den Meerblick und beobachteten Robben am Steg. In Pisco ist mir aufgefallen, dass Peru interessante Naturwunder zu bieten hat, aber die Städte, die ich bis jetzt gesehen habe, ähneln sich sehr und sind dementsprechend nicht immer sehenswert. Leider mussten wir dann schon wieder nach Hause. Ich hätte gerne noch ein paar Tage dran gehängt, jedoch war es trotzdem ein gelungener Ausflug und toll mal raus zu kommen aus Lima. Ich schlief dann im San Cristoferus und nahm um halb sieben den Bus nach San Juan. Mit wenig Schlaf ging die geregelte und normale Arbeit wieder los.
Montag bis Mittwoch bis 17 Uhr. Etwas anstrengend,aber ich habe mich danach immer sportlich betätigt. Im Fitnessstudio, aber auch am Dienstag bei einem Basketballtraining. Ein Vater aus dem Kindergarten,Ciro, hat ein Taxi und ich verbringe langsam sehr viel Zeit mit ihm, da er mich manchmal abholt und wegbringt. Er ist wirklich sehr sehr lieb und nahm mich dann am Dienstag zum Joggen mit in einen Park. Nach einer halben Stunde joggen, fühlte ich mich pudelwohl, denn das Fitnessstudio ist nicht ganz so das Wahre, etwas zu langweilig. Naja, jedenfalls dachte ich, ist ja nett, dann gehe ich jetzt mal öfter mit und dann fing das ganze erst an. Es folgte ein Basketballtraining mit einer Gruppe von 15 Leuten. Richtig witzig, vorallem, da ich ja jetzt nicht so wirklich trainiert bin im Basketball spielen. Ich denke, ich werde das öfter mal machen, immer wenn ich Zeit habe, ist ein guter Ausgleich und macht mir Spaß.
Mittwoch dann musste ich mal raus und traf mich mit den Leuten aus dem San Cristoferus und wir gingen auf eine Party in Miraflores,ganz nett. Nach nur vier Stunden Schlaf ging es dann wieder pünktlich zur Arbeit, mit dem Gedanken, dass ich ja nur bis 14 Uhr arbeiten muss. Jedoch wurde es leider 19 Uhr, da am nächsten Tag ein Ausflug mit den Kindern in einen Park vorbereitet werden musste. An sich ja kein Problem, aber oft merkt man, dass die Menschen hier um organisatorische Sachen viel mehr Trara machen. Ich kenne es einfach anders, viel schneller und organisierter und nicht so viel kompliziertes geplane. Der Ausflug war wirklich schön, obwohl das Wetter nicht ganz so mitspielte. Es ging in einen Park, 10 Minuten vom Kindergarten entfernt. Spiele, Picknick und eine Ralley folgten. Dann endlich Wochenende!
Alessa, Lena und ich gingen nach ganz viel Busfahren und Gequatsche mit Ciro in einen Wasserpark in Lima. Ganz süß mit toller Lasershow. Lena und ich machten dann Barrancos Bars noch unsicher und gingen später mit den anderen Freiwilligen in Miraflores feiern. Die Beute des Abends: drei Clubs ausprobiert und einer gefällt. Endlich mal etwas Flair, mit Restaurant und ein bisschen schön ranzig :) Um 5 Uhr morgens quetschten wir uns zu acht in ein Taxi, kochten Pasta und schliefen aus, obwohl der Hahn penetrant krähte.
Das war meine Woche. Mir geht es gut,jedoch manchmal nervt mich die viele Arbeit. Ich mache meine Arbeit gerne, doch es gibt viele zusätzliche Termine, am Nachmittag oder an den Wochenenden. Die Mentalität ist manchmal etwas gewöhnungsbedürftig, denn ich plane sehr gerne, jedoch hier erfährt man einen Tag vorher, dass das Wochenende doch nicht frei ist und dann hat man schon geplant. Genauso lief es diese Woche, warum ich auch ziemlich traurig war. Die nächste Woche sind Ferien und wir dachten auch für uns. Alessa und ich planten also fleißig die erste Reise in den Regenwald. Doch dann erfuhren wir, dass die Ferien nur für die Kinder sind, nicht für uns. Leider leider werden wir also nicht in den Dschungel fahren, sondern brav hier arbeiten.
Bald werden Fotos nach gereicht, die euch vielleicht das Karibikfeeling von Huacachina etwas näher bringen können.
Hasta pronto! 
Luisa
P.S. Vergesst nicht, dass ihr meinen Blog lest und über mein Leben hier ganz gut Bescheid wisst, aber ihr ja alle keinen Blog habt :) Also, ich freue mich über jede Mail, auch wenn ich es nicht schaffe so schnell zurück zu schreiben!