Montag, 25. Juni 2012

Unfassbar wundervoll!

Meine Lieben,
entschuldigt die lange Abwesenheit! Ich war leider in den letzten Wochen sehr beschaeftigt und konnte mich deswegen nicht melden.
Aber, dass heisst gar nichts. Ich habe naemlich bei jedem Blick auf meinen Kontostand an euch gedacht, schmunzeln muessen und mich jedes Mal sehr gefreut. Ueber jede einzelne Spende, bei 5 Euro angefangen.
Ich habe diesen Artikel hier veroeffentlich, euch um Hilfe gebeten um irgendetwas zutun. Eine Geste fuer meine Gastfamilie. Ich habe keinerlei Erwartungen gehabt, da es mir weniger um die Summe als um die Geste ging. Aber das Endergebnis, die Summe hat mich regelrecht umgehauen.
Zusammen sind es jetzt 720 Euro. Unfassbar, ich habe mich so gefreut und war sehr gluecklich ueber die vielen Freunde, als auch Leser auf die ich zaehlen kann.
Vielen, vielen Dank. Ich denke, ich kann meine Begeisterung und meine Dankbarkeit schlecht in Worte fassen, aber das werde ich nicht so schnell vergessen und euch auch noch einmal persoenlich umarmen.
Einen Montagmorgen kuendigte ich dann ein Gespraech am Mittwoch bei meinen Gasteltern an, was sie schon etwas verwunderte, aber es ist eher schwierig die beiden in Ruhe zusammen zu erwischen.
Meine beiden Gasteltern hatte gleich die Vermutung, dass ich mich verheiraten moechte. Damit konnte ich dann nicht dienen. Jedoch, das hatten sie nicht erwartet. Zuerst ein wenig sprachlos, wussten sie erstmal garnicht was sie sagen sollten. Denn 940 Dollar, ist hier eine sehr stolze Summe. Sie waren sehr perplex und unheimlich geruehrt. Mein Gastvater konnte nicht viel sagen und verkniff sich die Traenen in den Augen. Meine Gastmutter jedoch, ganz prakmatisch rechnete mit ihrem Taschenrechner um. Ich habe ihnen natuerlich erklaert, dass sie mit dem Geld machen koennen, was sie moechten, aber auch gesagt, dass ich die Idee hatte es fuer die Schule von Marjorie einzusetzen. Rosalia war ganz hin und weg von der Idee. Letztendlich haben wir entschieden, dass das Geld fuer ein Jahr Schule fuer Marjorie eingesetzt werden soll und fuer ein begleitendes Medikament der Radiotherapie fuer Jesus. Der Moment war irgendwie sehr seltsam, da ich auch nicht wusste, was fuer eine Reaktion ich erwarten kann. Ich habe nur die Dankbarkeit in ihren Augen gesehen. Sie haben mir gesagt, ich solle allen meinen Freunden einen ganz lieben Dank ausrichten. Ich koennte mich sehr gluecklich schatzen solle viele tolle Menschen in  meinem Leben zu haben, auf die ich mich verlassen kann.

Und ich kann euch die gute Nachricht ueberbringen, dass es Jesus schon besser geht. Vor zwei Wochen wurde sein Gehirntumor operiert und seid einer Woche ist er wieder zu Hause. Es sind nur kleine Schritte und wer weiss, wie es die naechsten Tage, Wochen und Jahre weitergeht. Ich fuer meinen Teil habe hier etwas ganz schwieriges, aber auch lehrreiches erfahren. Was hier aber den Menschen hilft, dass sie sich mehr von Tag zu Tag hangeln, als das sich Horrorszenarien fuer die Zukunft auszumalen. Eine Umgangsweise, von der ich mir vielleicht manchmal eine Scheibe abschneiden koennte.

Und sonst so. Ich habe noch drei Wochen zu arbeiten und so rueckt der Abschied immer naeher. Ich schwanke zwischen Wiederkommensfreude und Abschiedstrauer. Ich versuche noch alles mitzunehmen was geht und die letzten Tage zu geniessen.

In diesem Sinne, verabschiede ich mich auch schon wieder.
Fuer mich ist mein Rueckkehr so praesent und nah, dass ich es meist nicht mehr fuer noetig halte zu schreiben, denn viel einfacher und schoener sind doch Gespraeche.
Nehmt es mir nicht uebel.

Ich schicke euch ganz viele liebe, vermissende und dankende Gruesse.

Bis ganz bald, Luisa

Dienstag, 24. April 2012

Un gran favor

Meine lieben Freunde, nun bin ich schon fast neun Monate hier in Peru. Ich geniesse mein Leben hier aus vollen Zügen, jedoch in letzter Zeit gerate ich immer mehr in einen Zwiespalt. Ich bekomme in meiner Gastfamilie eine Situation mit, die ich nicht kenne und mit der sehr schwer umzugehen ist. Ich lebe mein Leben. Reise, Lebe. Lache. Jedoch auf der anderen Seite lebe ich in meiner Familie, herzensgute Personen, die sich Sorgen um mich machen, als wäre ich ihre eigene Tochter. Und nun mache ich mir Sorgen um sie.
Die momentane Situation in meiner Gastfamilie ist sehr angespannt. Ich versuche eine Ansprechpartnerin für meine Familie zu sein, aber ich möchte gerne noch mehr tun. Mein Gastvater hatte im August einen Gehirntumor, Krebs. Die Prognose war gut. Langsam aber sicher hat er sich wieder erholt, konnte arbeiten und die das Familienleben geniessen. Nun gibt es wieder eine andere Prognose. Hautkrebs. Als wenn das nicht schlimm genug ist, gibt es fuer manche Menschen hier nicht den Luxus einer Krankenversicherung. Genau wie für meinen Gastvater Jesus. Da meine Gastmutter sehr verschlossen ist und es immer schwer ist einen ruhigen Moment zu finden, weiss ich nicht wie genau die Situation ist. Ich weiss nur, dass sie gerade dabei sind, jeden Pfennig umzudrehen um die Behandlung bezahlen zu können. Es verstreicht Tag um Tag und immer noch passiert leider nicht viel. Sie wollen hier bescheidenes "Haus" verkaufen, umziehen, in etwas kleineres. Ich sehe, dass es meiner Gastmutter immer schwerer fällt, ihre "alles-ist-gut-Fassade" aufrecht zu erhalten. Die Eltern versuche sich nichts anmerken zu lassen, den Alltag wie immer zu gestalten, denn die beiden Kinder wissen nichts von der Krankheit. Jedoch spüren sie die Anspannung und da mein Gastvater drei kleine Tumore am Fuß hat, ist es auch etwas sichtbares. Meine Gastschwestern schlafen schlecht und sind besorgt. Eine Überlegung war, die Kinder auf andere Colegios zu schicken, billigere. Jedoch kommt das für meine Gastmutter auf keinen Fall in Frage. Noch nicht. Diese Entscheidung kann ich voll und ganz nachvollziehen.
Nun zu meinem Anliegen. Ich bitte euch um Spenden. Jeder ein kleines bisschen, so viel wie gerade geht, insgesamt kommt man damit schon ziemlich weit. Damit würdet ihr meiner Familie einen riesengroßen Gefallen tun. Ich möchte, dass das Geld an die Schule von Marjorie geht, dass für sie die nächsten Monate oder auch das nächste Jahr an dieser Schule sicher sind. Je nach dem wieviel zusammen kommt, werde ich das kalkulieren. Vielleicht geht es auch direkt in die Behandlung meines Gastvaters.
Ich denke, ihr kennt mich alle ziemlich gut und wisst, dass euer Geld in guten Händen ist und ich werde euch in jedem Falle genau Bescheid sagen, was letztendlich passiert. Ich weiß jedoch wie das ist, viele werden die Email lesen und vielleicht ist es gerade eine stressige Woche und schwupp ist es vergessen. Jedoch bitte ich euch, wenn ihr spenden wollt, es nicht lange aufzuschieben. In der heutigen Zeit mit Onlinebanking geht es ja eigentlich ziemlich schnell und reibungslos.
Ach ja, bevor ich es vergesse. Ich habe gerade auf meinem Blog eine Biografie über meine Gastmutter veröffentlicht, die euch vielleicht noch ein wenig mehr Einblick in das Leben meiner Familie gibt. Wenn ihr irgendwelche Fragen habt, antworte ich euch gerne so schnell wie möglich.

Mit ganz lieben Grüßen aus Lima, eure Luisa

Meine Kontodaten:
Luisa Schimmel
DKB Konto.Nr.: 1013109887
Bankleitzahl: 120 300 00

Ein etwas anderer Lebenslauf


Rosalia Janet Ordonez Saucedo 28.12.1973
Meine liebe um mich besorgte Gastmutter. Meine gute Freundin.
Ich  habe sie in diesem halben Jahr auf eine sehr enge Art kennen gelernt. Sie ist eine eher schüchterne Person,  sehr umsichtig und nachdenklich. Sie wirkt vielleicht im ersten Moment
etwas zurückgezogen, ist aber eine sehr herzliche Person. Eine kleine Perfektionistin.
Jedoch vor allem, was sehr selten an zu finden ist, hat sie eine besondere Beobachtungsgabe. Sie hat diesen sogenannten siebten Sinn, weshalb ich auch so gut mit ihr klarkomme. Es braucht nicht
immer viele Worte (vielleicht auch bei Sprachunfähigkeit) um sich zu verstehen, so war sie auch eine der ersten Personen die mich zu Beginn verstanden hat.
Rosalia wohnt mit ihrem Mann, Jesus (50 Jahre) und ihren zwei Töchtern in San Juan de Lurigancho, Lima, Peru. Tagsüber kümmert sie sich in ihrem bescheidenen Heim um alles,  was so anfällt und ihre beiden kleinen Töchter. Marjorie (8 Jahre) und Cielo (5Jahre).
Mit viel Liebe, Zärtlichkeit, Strenge, Rythmus und Struktur erzieht sie ihre Kinder. Die Zeit als ganze Familie wird großgeschrieben. Ich erlebe meine Familie als sehr fröhlich, es wird sehr viel gelacht und Eltern die versuchen ihren Kindern das bestmögliche zu geben. Mit der Zeit habe ich auch viele andere Familien kennen gelernt und ich glaube  nun beurteilen zu können, dass es so eine gute Erziehung wie diese hier leider selten gibt.
So habe habe ich sie erlebt, doch welche Person steckt wirklich hinter meinen Wahrnehmungen?
Nach einem vierstündigen Gespräch weiß ich nun mehr.
Im Dezember kam Rosalia in Chiclayo in der Provinz Saltur im Dorf Lamballece zur Welt.
Chiclayo ist heute wie Lima Staubwüste mit Meerblick. Damals war es viel grüner, es wurde Zucker angebaut. Sie ist die Jüngste von 9 Kindern und wuchs mit ihren zwei Brüdern und zwei Cousins auf. Was erinnerst du von deiner Kindheit? Freiheit. Sicherheit. Spielen in der Straße,
Fangen.
Ihr Vater eine sehr strenge Person, autoritär, ordentlich, kalt. Von ihm könnte sie den Perfektionismus und die Strenge haben. Er war Busfahrer, ein unabhängiges Gewerbe, er arbeitete von 6-17 Uhr.
Das Dorf hat so einen Respekt, ja sogar Angst vor ihm. Genauso seine Kinder. Fragen war verboten.
Es gab für sie einen klaren Rythmus, neun Uhr war Bettzeit, kein Fernsehen.
Die Mutter hatte die Vermittlerposition, die Ansprechpartnerin. An sie wandten sich die Kinder um Fragen zu stellen und eine zärtliche Zuhörerin zu haben. Jeden Tag mussten die Kinder ihre Pflichten erfüllen. Die Tiere versorgen oder auch mal bei der Ernte helfen. Komischerweise,erinnert Rosalia sich sehr positiv an die Arbeit mit ihrer Oma. Schon mit neun Jahren ging sie alleine durch die Straßen, um Lebensmittel zu verkaufen, um ihrer Oma beim Verkauf zu helfen.
Es war Pflicht sich durch ein Buch selbst zu bilden. Als dann der Vater nach Hause kam, wurde abgefragt. Lernen unter Druck, unter Angst. Nicht selten rutschte die Hand aus, wenn die Kinder
nicht auf die Fragen antworten konnten, da sie zu viel Arbeit hatten, um zu lernen.Mit 17 Jahren beendete sie die Schule und begann in Familien zu arbeiten, Kinder betreuen, putzen,kochen etc.. Als es dann bald keine Arbeit mehr in Chiclayo gab , wurde sie mit knapp 18 nach Lima geschickt, um dort in fremden Familien zu arbeiten und zu wohnen. Obwohl sie einige Geschwister in Lima hatte, fühlte sie sich alleine und hatte oft Heimweh nach ihrer Mutter und ihrem Zuhause. Ich selbst habe erlebt, wie das Hauspersonal hier lebt und oft behandelt wird.
Was erinnerst du von deinen Arbeitgebern, wie war die Zeit ? Schlechter Umgang,Undankbarkeit,abschätzig, dabei vertrauen sie doch ihre Kinder den jeweiligen Personen an.
Das verdiente Geld schickte sie an ihre Mutter, das was sie nicht selbst brauchte.
Wolltest du was anderes machen? " Klar, Studieren, Englisch lernen, aber das war für meine Eltern
finanziell nicht möglich". Es ist jedoch etwas ganz normales. Sie hat schon immer ihren Eltern
geholfen, immer das Leid der Eltern mitbekommen, was vielleicht auch zu ihrer Willensstärke
beigetragen hat. Doch jetzt sagt sie mir immer: "Luisa, mit der Zeit wird man älter,weiser. Jedes Erlebnis, jede Tatsache hat einen Sinn, den man irgendwann erkennen wird."
Mit 23 begann sie in sogenannten Tiendas zu arbeiten. Tiendas sind kleine Läden, in denen man je nach Spezialität vieles kaufen kann. Lebensmittel, aber auch Kleidung etc.. Sie arbeitete in
verschiedenen Tiendas. Mit 23 lernte sie dann dort ihren Mann kennen, der Tiendainhaber, für den sie arbeitete. Sie lernten sich kennen und bald zogen sie auch schon zusammen, jedoch noch unverheiratet (untypisch). Durch die viele Arbeit, durch ihren Lebensverlauf hat sie einen bestimmten Willen entwickelt, etwas zu verändern, nach mehr zu streben. So gab sie auch schnell in ihrer Beziehung den Ton an. Sie regelte das Finanzielle, Ein- und Ausgaben, sodass sie ein strukturiertes Leben führen konnten. Sie schaffte eine Küche an, um nicht immer in der Straße zu essen. Das hört sich jetzt vielleicht seltsam an, jedoch ist es meist billiger in den zahlreichen Restaurants in der Straße zu essen, als selber zu kochen. Die meisten Peruaner tun das, da Essen so einen wichtigen Stellenwert hat, doch sie wollte ein ordentliches Heim aufbauen. Die beiden machten sich selbstständig. Bis heute haben sie eine Tienda im Polvo Azules. Polvo Azules ist ein riesiger Markt im Zentrum von Lima, wo man fast alles kaufen kann von Kleidung bis hin zu Koffern. Circa ein Mal im Monat steht mein Haus hier Kopf und es stapeln sich Berge von Jeanshosen. Nach ungefähr zwei Tagen, haben sie dann auf jede einzelne Hose wahlweise ein Dolce und Gabana Zeichen oder Armani Schild genäht. Mein Gastvater arbeitet noch anderswo,doch ist mir immer noch nicht klar, was genau er noch macht. Hier ist das oft nicht so klar definiert.
Wie ich schon sagte, die Peruaner sind Überlebenskünstler, ich verstehe oft nicht, wie und wodurch sie überleben.
Als Rosalia 30 war, kam Marjorie dann zur Welt. Von da an, langsam, entwickelte sich ihr Leben, was ich nun kenne. Meine Gast-Mutter hat einen Faible für Gesundheit entwickelt. Sie liebt es biologische Produkte einzukaufen, vegetarisch zu kochen (total gegen den peruanischen Lebensstil) oder mir zu sagen, dass man Früchte am Morgen essen sollte und nicht am Abend. Sie ist eine kleine Perfektionistin,die alles ordentlichen und strukturiert haben muss. Doch sie hat sich geändert, sagt sie. Durch die Waldorfpädagogik, hat sich für sie eine neue Sicht auf die Welt bekommen. Sie nimmt diese Pädagogik sehr sehr ernst und schickt nicht nur ihre Kinder auf jeweilige Colegios. Nein, sie nimmt diese Pädagogik auch mit nach Hause. Für viele Menschen hier ist die Bedeutung von Waldorf eine sehr große. Es erscheint den Menschen als die beste Alternative. Man muss sich das so vorstellen, denke ich, dass wir in Deutschland so einem Medieneinfluss ausgesetzt sind, der jeden Tag irgendetwas neues und diesmal das Ultimative ankündigt. Hier jedoch gibt es diesen Einfluss so gut wie nicht. Klar gibt es Unis, die in der Weltrangliste mithalten können, aber diese sind unbezahlbar und über diese Bevölkerungsschicht rede ich auch nicht. Sagen wir mal, es gibt einfach wenig Alternativen, wenig Auswahl, Varieetät. Sodass diese Pädagogik eher ein Anstoß ist, eine Anregung, wie man seine Kinder erziehen kann. Und seid ihr auch rausgegangen, wie habt ihr gelebt? Klar, wir waren draußen, trinken, tanzen mit Freunden. Das brachte mich gleich zur nächsten Frage, meinem Lieblingsthema: Freundschaft. (Das muss ich vielleicht erklären. Mit der Zeit, habe ich die leise, aber starke Vermutung, dass Freundschaften hier anders definiert werden. Eher lockerer, man ist eher mit seiner Familie als Freunden zusammen.) Wie auch immer, hat meine Gastmutter noch eine Freundin aus der Schulzeit, mit der sie aber keinen Kontakt hat und auch ewig nicht mehr gesehen hat. Ihre alte Chefin ist ihre beste Freundin, die ich auch schon kennengelernt einmal habe. Mit ihr hat sie ab und an Kontakt. Jedoch, für mich, wirkt das alles sehr oberflächlich und nicht zu vergleichen mit Freundschaften, die ich aus Deutschland kenne. Und just in diesem Moment, erzählt sie mir, dass ihre Mutter sie immer vor Freundschaften gewarnt hat. Pass auf mit Freunden, auf die ist kein Verlass. Sie sagt, vielleicht sei das in Deutschland anders, hier in Peru würde viel hinterm Rücken ablaufen. Ich kann das nicht wirklich verstehen, denn auch wenn hier die Familie eine große Rolle spielt und immer hilfsbereit ist,erscheinen mir auch diese Beziehungen eher oberflächlich. Meine Gastmutti ist irgendwie typisch peruanisch, aber auch gleichzeitig untypisch. Sie kocht gerne vegetarisch, die traditionelle Küche ist ihr teilweise suspekt, trotzdem kocht sie immer Reis. Ich finde, sie schwimmt gegen den Strom. Sie ist der Meinung, dass Peru sich mehr auf die eigenen Qualitäten konzentrieren sollte, als ständig den neuesten U.S.- amerikanischen Trends nach zu jagen. Sie möchte gerne Quechua lernen,da es die Ursprache Perus ist und immer früher mit dem Spanischunterricht begonnen wird und so diese Sprache vom Aussterben bedroht ist. Ihr gefällt die Natur, die Freiheit, der Platz, Lima ist ihr eher zuwider. Die meisten Peruaner stehen auf Lima. Das und vieles mehr macht diese Person zu einer anderen Peruanerin. Sie hat gelernt, dass nichts perfekt ist. Rosalia ist eine tolle und liebenswerte Person und Mutter, die es vielleicht manchmalnicht schafft, ihre Gefühle in Worte zu fassen.

Montag, 16. April 2012

Das Leben...

Meine Lieben,
ich sende euch ganz herzliche, warme Gruesse aus Lima.
Es wird Herbst. Die  Abende werden kuehler, die Naechte sowieso. Die Menschen freuen sich so sehr auf die kalten Tage, ich blicker eher sehnsuechtig, dem laengsten Sommer, den ich vielleicht je haben werde hinterher.
Mir geht es gut. Nein mir geht es sehr gut. Ich denke, ich bin mehr Peruanerin als je zuvor. Alemania, wie sieht es aus, wie fuehlt sich das Leben dort an. Alles fuer mich unvorstellbar. Ich lebe peruanisch. Tja, die Arbeit. Es sind meine Kinder, es ist mein Kindergarten, meine Arbeit. Suess, suess, suess. Nach schon kurzer Zeit in der neuen Gruppe, koennte ich ueber jedes Kind einen Roman ueber seine Verhaltensweisen erzaehlen. Eins ist suesser als das andere. Ich beobachte und lerne hier soviel. Meist sehr spannend, was ein Kind wahrnimmt, benoetigt und schadet. Aber irgendwie doch noch nicht meine Thematik. Ich meine, ich will ja noch ein wenig warten mit dem Nachwuchs. Nach einer Woche ist dann auch meistens genug mit Babytalk oder auch wahlweise: "Wie stehst du zur Waldorfpaedagogik?". Ganz beliebtes Thema.
Manchmal merke, ich, dass mir der akademische Teil schon fehlt. Kochen, Spuelen, Windeln, aufpassen. Reicht dann auch manchmal. Was war nochmal eine E-Funktion. Ach ja, da war doch was.
Ich gehe oft zu Familien, die mich einladen zu sich nach Hause. Zum Mittagessen. Soviele Eindruecke bekommen wie geht.
Ueber die Ostertage war ich fuer vier Tage am Rand vom Dschungel. Nocheinmal ein ganz anderes Peru. Nun, fehlt mir nichts mehr. Ich habe fast das ganze Land gesehen...Irgendwie irre, ich habe das Gefuehl ich habe in Peru mehr gesehen als in Deutschland.
Ich bin gluecklich. Aber was ist Gluecklichsein? Ich meine, ich freue mich trotzdem riesig auf meine Rueckkehr. Gleichzeitig bin ich sehr traurig und mir graut es vor dem Abschied. Ich lassen dann ein Leben hinter mir, was nie wieder mein Leben sein wird. Und dieses peruanische Leben, habe ich mit all seinen Macken ins Herz geschlossen.

So, dass war nun mal wieder ein kleines Lebenszeichen von mir.
Anbei veroeffentliche ich feierlich, eine kleine Biografie ueber meine Gastmutter. Viel Spass beim Lesen. Bis bald, eure Luisa
P.S. also nicht das ihr jetzt denkt, ich friere. Am Samstag habe ich mir noch einen Sonnenbrand geholt, da es ueber 30 Grad waren :)

Samstag, 10. März 2012

Lebenszeichen

Meine Lieben,

ich hoffe sehr ihr seid alle wohl auf und erfriert mir nicht in der Kälte da drüben. Ich schwitze noch ziemlich.
Hier ist es noch sommerlich, auch wenn es ganz ganz langsam wieder etwas kälter wird und es mir schon vor dem bevorstehenden Winter graut.
Ich bin wieder drin. Die Reise mit meinen Eltern war wundervoll und wir sind gut wieder in Lima gelandet und haben uns noch ein wenig am Strand erholt, als sie dann auch schon wieder zurückkehren mussten. Irgendwie traurig, aber auch übersichtlich. Nun sind es noch fünf Monate bis zu meiner Rückkehr. In einem Moment denke ich, dass vergeht wie im Flug im nächsten kommt es mir schon noch sehr lang vor. Tja, so beides. Nun ist man angekommen. Die anfängliche "Alles-ist-neu-Euphorie" ist etwas verflogen und durch eine bestimmte Routine ausgetauscht. Irgendwie gut, aber auch nicht so gut. Man ist nicht mehr so krampfhaft auf der Suche nach seinen Plätzen, seinen Leuten. Man hat das nun. Nun kennt man aber die Lebensweise, die Kultur und Menschen schon sehr gut. Und da fehlt einem manchmal, dass seine. Denn so gerne ich auch hier lebe, kann ich nicht bestreiten, dass es sehr große kulturelle Unterschiede gibt. Letztens habe ich mir nochmal die Einleitung in meinem Reiseführer zu Peru durchgelesen. All das, was dort steht, hat nun eine ganz andere Bedeutung. Zuvor habe ich es gelesen und ja gut und schön. Aber nun habe ich das alles kennengelernt und eine ganze Vorstellung, einen anderen Bezug zu dieser Beschreibung.
Bei Gelegenheit werde ich das noch mal posten.
Tjaa und sonst so. Ich habe wieder angefangen zu arbeiten. Nun in einer anderen Gruppe mit Kindern von 1-3 Jahren. Und es ist eine ganz andere Arbeit, viel ruhiger, kleiner und verplanter. Diese kleinen Wesen wirken teilweise noch nicht richtig angekommen in dieser Welt. Mit meiner Maestra verstehe ich mich gut und es ist auch sehr angenehm, dass ich nicht so ganz so viel arbeiten muss wie zuvor. Gestern war ich auf einem Geburtstag eines kleinen Kindes. Drei Jahre. Es war typisch peruanisch und schrecklich. Pink, Glitzer, laute Musik, Animation und eher eine Party für die Eltern, die lachend drum rum standen, als für die kleine Valerie-Kate, die den ganzen Trubel gar nicht verstanden hat. Ein ganz anderes Volk. Diese Familie, mit vergleichsweise viel Geld, versucht, das Beste für ihre Kinder zu ermöglichen. Die Art ist nur fraglich.
Naja, so ein kleiner Ausschnitt aus vielen skurrilen Geschichten, die man hier so erlebt. Ich versuche soviele peruanische Lebensentwürfe mitzubekommen, wie ich kriegen kann.
Ich würde euch gerne noch so viel mehr erzählen, aber mir fehlt die Zeit.
Ich schicke euch ganz liebe und warme Grüße aus Lima.
Bis ganz bald

Dienstag, 7. Februar 2012

La Paz. Bei lauen 15 Grad, Sonnenschein und auf  3800m Hoehe schlendern wir durch die geschaeftige Stadt. Das staendige Auf und Ab, da die Stadt in einem Kessel liegt, macht uns fast gar nichts mehr aus. Eine kleinere Stadt als Lima, aber nicht mit weniger hupenden Autos. Mir erscheint es noch laendlicher. Die Frauen meist in typischer Tracht und Hut, weniger kommerziell. Auch hier ein Backsteinhaeuschen nach dem anderen und zwischendrin ein Kolonialhaus. Obwohl Peru und Bolivien sich sehr aehnlich zu sein scheinen, sind Unterschiede, vorallem in den Gesichtern der Menschen zu sehen. Man merkt auch, dass es das aermste Land Suedamerikas ist. Mehr Muell in den Strassen, schlechtere Busse, trotzdem ein Land im Aufschwung mit neuen Perspektiven. Nach einem Tag La Paz nehmen wir heute den Bus in das zwoelf Stunden entfernte Sucre.

Puno. Erster Eindruck. Kalt, hoch, steil. Die steilen Berge von Puno, die durchdringende, nasse Kaelte und die eher haesslichen Haeuser waren nicht so einladend. Jedoch strahlendem Sonnenschein und einer endlos langsamen Fahrt ueber den Titicacasee (groesster Gebirgssee der Welt) liess unsere Laune steigen. Wir machten eine schoene Tagestour zur Insel Taquile und zu den Urosinseln. Taquile ist eine kleine, landschaftlich wunderschoene Insel. Die Inselbewohner fuehren noch ein sehr traditionelles Leben. Mit ihrer traditionellen Tracht und ihren Braeuchen, profitieren sie sehr durch den Tourismus. Die Urosinseln sind die beruehmten, schwimmenden Schilfinseln des Sees. Alle 15 Tage muessen die Inselbewohner eine neue Lage Schilf auf die alte, verfaulende legen. Alles wird aus diesem Schilf gemacht. Die Haeuser, die Boote, es wird verbrannt und zum kochen benutzt. Waehrenddessen liegt ein verfaulender Geruch in der Luft.
Ein sehr beeindruckendes, aber auch primitives Leben. Den Willen zu haben ihre Tradition, mit ihrer Kleidung und ihren Brauechen aufrecht zu  halten ist sehr beeindruckend. Denn das Leben auf dieser Insel ist aeusserst hart. Durch die staendige nasse Kaelte und keine angemessene Isolierung leiden viele Menschen an Rheuma und anderen Krankheiten.
Zurueck auf dem Festland kamen wir genau rechtzeitig zum bunten Karneval in der Stadt des Folklore.

Sonntag, 5. Februar 2012

Sattes Gruen

Freitag gegen 13 Uhr stiegen wir aus dem Flieger in Cusco. Irgendwie hatte ich durchdringende Kaelte erwartet, jedoch empfing uns blauer Himmel mit Schaefchenwolken und Sonnenschein. Es waren zwar keine Sommertemperaturen wie in Lima, aber auch keine klirrende Kaelte. Tja, auf 3800 m Hoehe lebt es sich anders. Trotz den Massen, die wir an Kokatee getrunken haben oder auch wahlweise Kokablaetter gekaut haben, bleibt uns die Luft zeitweise weg und alles war ziemlich anstrengend. Nach ein paar Treppenstufen prustete man schon mal wie nach einem Dauerlauf. Wir hatten ein wunderschoenes Apartment in einer alten, ruhigen Kolonialvilla, mit einem entzueckenden Innenhof. Tja und Cusco. Eine wunderschoene Stadt. Mein Empfinden war, dass es eine moderne, aestethisch schoene Stadt mit peruanischem Flair geworden ist. Jedoch habe ich mich zwischendurch bei dem Gedanken ertappt, dass sie doch nicht so peruanisch ist, da man schon eine etwas reichere Stadt antrifft, die eindeutig durch den Tourismus profitiert. Gutes Essen, europaeisch angehaucht, erhoehte Preise und viele Gringos.
Nach zwei Tagen fuhren wir dann zwei Stunden weiter nach Ollantaytambo um von dort aus am naechsten Tag den Zug zum Machu Picchu zu nehmen. Mit dem Bus durchquerten wir eine wunderschoene Huegellandschaft mit ordentlich abgesteckt wirkenden Feldern. Sattes Gruen, gelb und zwischendrin Lehmziegelhaeuser unter einem hellblauen Himmel, dem man irgendwie viel naeher war.
Ollantaytambo ist unerwaehnenswert, da es so ungemuetlich touristisch war,dass es irgendwie unwirklich erschien. Die circa zweistuendige Fahrt um 6 Uhr morgens durch die peruanische Wildniss liess die Spannung steigen, wie man jetzt hier in dieser Wildniss auf eine Inkastadt treffen sollte. Eine weitere Touristenstadt Agua Calientes von der aus wir mit dem Bus hoch zum Machu Picchu gefahren sind. Und nun, ja Machu Picchu. Es war sehr beeindruckend. Wir hatten mal wieder exellentes Wetter, strahlender Sonnenschein und blauer Himmel, von wegen Dauerregen, wie alle prophezeit haben. Es sah aus wie auf den Fotos, jedoch trotzdem beeindruckend wie langlebig diese Inkamauern gebaut sind. Was fuer ein schlaues und fortschrittliches Volk, das diese Mauern mit einer unglaublichen Feinheit bearbeitet hat.
Am Abend kamen wir dann in Urubamba an, die Stadt am gleichnamigen Fluss, der durch das heilige Tal von Cusco fuehrt. Ein Traum von einem Hostal, mit einem wunderschoenen Garten, etwas in der Wildniss gelegen liessen uns dort zwei Tage verweilen. Lesen, Essen, Entspannen und natuerlich die Inkaruinen von Maras und Moray nicht zu vergessen. Schon die Inka entwickelten ein System um Salz abzubauen und ein Terassensystem um das Anbauen verschiedener Naturalien  durch den Temperaturunterschied zu unterstuetzen.
Dann ging es wieder fuer eine Nacht nach Cusco zurueck um am naechsten Tag das wunderschoene heilige Tal zu verlassen um nach Puno zum Titicacasee aufzubrechen.
Wir bemerken immer wieder wie angenehm und reibungslos diese Reise verlaeuft. Man muss nicht viel vorrausplanen und es klappt trotzdem noch alles rechtzeitig. Dank dem Lonely Planet haben wir immer tolle Unterkuenfte. Wir lernen Peru sehr gut kennen, sehen auch die Armut und das es an vielen Stellen noch  an Grundsachen fehlt. Aber dazu mehr von der naechsten Station Puno.

Bald mehr