Freitag, 2. September 2011

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Endlich Freitag! Ich komme gerade von der Arbeit,aber ich muss um 18 Uhr nochmal hin, die Konferenz ruft.
Ich fühle mich immer besser. Fahre alleine Bus und war gestern auf dem kleinen Markt in meinem Viertel. Es fühlt sich einfach gut an etwas freier und flexibler zu sein. Meine Familiensituation ist nun auch besser. Ich bleibe bei meiner Familie, aber mein Zimmer wird etwas renoviert. Jedoch habe ich mich auch schon mit der Zeit so daran gewöhnt, dass mir der Standard nicht mehr so auffällt. Ich bekomme Fliesen, da ich den Betonboden nicht wirklich gerne habe und kaufe mir noch allerlei (Spiegel, Nachttisch, Bilder...).
Ich bin froh und erleichtert, dass es jetzt endlich entschieden ist, vorallem da mir meine Gastfamilie schon sehr ans Herz gewachsen ist! Meine kleinen Gastschwestern begleiten mich auf Schritt und Tritt. Nach der Konferenz fahre ich nochmal zum San Cristoferus nach Lima, die anderen Freiwilligen besuchen. Am Dienstag war ich ebenfalls in Lima Centro und haben meinen ersten Alpackapulli+ Socken erstanden. Genauso stolz bin ich auf mein erstes peruanisches Handy. Es ist schwarz gelb und erinnert mich immer schön an den BVB. Es ist zwar das einfachste vom einfachsten, hat aber trotzdem umgerechnet nur schlappe 15€ gekostet, mit Sim versteht sich.
Im folgenden Teil hab ich einfach mal ein paar Eindrücke zusammengestellt. Es gibt zwar noch sehr viele mehr, jedoch muss ich glaube ich, noch ein wenig warten, bis ich berurteilen kann, was typisch peruanisch ist.

Über Flieshosen:
Ich bin ja noch nicht wirklich durch den Style der Peruaner durchgestiegen, jedoch faellt auf, dass der Jogginganzug gefaellt. Was bei uns als "assi" bezeichnet wird, ist hier der Renner. Besonders Flieshosen, die mich voellig faszinieren. Kunterbund ist es universal einsetzbar. Zum Schlafen zum Chillen, zum Arbeiten und fuer ein Date.
Über das kalte Wasser:
Noch mag es es fuer mich eine riesen Umgewoehnung sein, aber schon bald, in den heissen Sommertagen werde ich das kalte Wasser zu schaetzen wissen ( und die duenne Isolierung). Generell ist hier heisses Wasser aus dem Hahn eher eine Seltenheit. So wird it dem kalten Wasser geputzt, gewaschen und geduscht. In Deutschland war eine kalte Dusche am morgen ein Horrorszenario, jedoch hier in Peru rede ich mir ein, dass es super fuer meine Abwehr ist.
Über die Busse:
Bis jetzt ist mir aufgefallen, mit Frabe wird hier nicht gegeizt. Sei es bei den aermsten Haeusern oder bei den Bussen. Alles ist bunt. Ziemlich praktisch, so merke ich mir einfach die Farben, mit denen ich nach Hause fahre. Das Bussystem ist fuer unsereins, die ordentlichen, puenktlichen Deutschen sehr fremd. Man geht aus der Haustuer und wartet bis der Bus kommt mit dem man fahren moechte. Einfach winken und einsteigen. Spaeter gibt man einem Geldeinsammler das Geld, was eine Strecke kostet, dass muss man wissen.
Nix da Stationen und Plaene, klappt auch so. Ich zahle fuer eine Fahrt zum Kindergarten (was bei uns eine Kuzstrecke waere ) 0,50 Sol. Circa 14 cent!!
Es gibt grosse und viele kleine Busse. Ich ecke meistens mit dem Kopf an die Decke.
Wo wir schon beim naechsten Thema waeren.
Über meine Rueckenschmerzen:
Kein Sport und die schrecklichen kleinen Stuehle und Tische im Kindergarten machen meinem Ruecken etwas zu schaffen. Mal abgesehen, dass mein tolles, geniales Bett zu Hause steht.
Über die Fruechte:
Ich habe das Glueck, dass meine Mutter, im Gegensatz zu vielen anderen Peruaner, nicht so gerne Fleisch isst, aber dafuer sehr viel Obst und Gemuese. Sie kocht nicht so gerne und deswegen gibt es nicht wie prophezeit jeden Tag Reis und Huhn. Ich denke ich werde nach einem Jahr immer noch nicht alle Fruechte kennen die es hier gibt. Sie bietet mir oft etwas an was cool aussieht. Bis jetzt hat mich aber noch nichts so wirklich umgehauen. Ich bleibe hier eher beim  Altbewaehrten, denn die Bananen und Mandarinen sind unglaublich lecker.
Über das Hupen:
Ich bin noch nicht durchgestiegen, wozu diese Huperei nutzen soll. Etwas verbessern tut sie auf jeden Fall nicht. Trotzdem wird wahrlos gehupt was das Zeug haelt. Mitlerweile ist es bei mir so, wie bei den Kirchenglocken, ich hoere es schon nicht mehr. Aber anbei muss ich erwaehnen,dass ich jedes Mal ueberrascht bin, dass es bei diesem turbulenten Verkehr, so wenig Unfaelle gibt. Ich meine Anschnallen und Personenbegrenzung sind hier eher unueblich. Da kommt es schon mal vor, dass sich sieben Personen in einem Dreiertaxi befinden.
Über das Taxifahren:
Ach ja, Taxifahren. Es ist unglaublich billig, Anschnallen gibts nicht und man sollte nur mit Muenzgeld zahlen, da manche Taxifahrer ziemlich geuebt sind, deinen Geldschein in einen gefaelschten umzutauschen und zu behaupten, dass er gefaelscht ist.
Über das Spanisch:
Manchmal denke ich, es hat soviele schoene verschiedene Worte fuer einen Begriff und manchmal kommt es mir so vor, als ob sie immer das Gleiche sagen. Der Ausruf fuer Freude: "Das ist ja toll, schoen" etc. ist hier meist "que bonito".
Über den Kindergarten:
Die ersten Tage war ich ziemlich ueberrascht. Es wird geknutscht, geknuddelt und gekuschelt was das Zeug haelt. Es ist allgemein eine sehr herzliche und körperliche Umgangsart. Wenn die Kinder sich streiten muss man sich mit einem Besito entschuldigen. Im ersten Moment, dachte ich: " Oh, die hat aber viele Kinder...". denn die Maetras sagen alle Nase lang "Mi Hija, mi Hijo", was soviel heißt wie: "meine Tochte, mein Sohn". 'Mi amor' und 'mi corazon' ist auch sehr beliebt (Mein Liebe, mein Herz).
In manchen Minuten denke ich, es ist immer das Gleiche und einen Lerneffekt habe ich auch noch nicht festgestellt. Dann vergesse ich, dass diese kleinen Persönchen noch Kinder sind. Ich frage mich auch: "Warum tut er das jetzt? Anders wäre es doch deutlich einfacher..." Oder "Nicht schon wieder, dass hatten wir doch gestern schon..." Nun, aber das ist das faszinierende. Diese Kinder haben einen Elan und eine Fantasie, die für uns oft nicht verständlich erscheint. Doch die Geduld zu haben, sich der Fantasie und Denkweise zu öffnen, ist manchmal etwas schwer. Dann werde ich innerlich auch mal bockig.
Über Salz und Zucker:
Zucker ist hier ebenfalls sehr sehr beliebt. Nicht nach meinem Geschmack, alles viel viel zu süß. Ich habe auch noch nicht wirklich eine Bäckerei gefunden (außer im Kindergarten), wo der Kuchen und das Brot richtig lecker sind. Dagegen schmacked mir das Salz in der jeder Butter sehr!
Über Aljaber:
Aljaber ist ein Kind aus meiner Gruppe. Er hat einfach einen gesonderten Absatz verdient, denn er hat mir heute meine erste Ohrfeige verpasst. Nein nicht nur deswegen. Ich verbringe die meiste Zeit in der Morgengruppe mit ihm. So wie ich es verstanden habe, wurde er früher von seinem Vater geschlagen und braucht deswegen mehr Zuwendung und fast eine 'Eins-zu-eins' Betreuung. Er ist sehr anstrengend, vorallem für meinen Rücken.
Er kann in der einen Minute total lieb und süß sein, sich an dich lehnen und du denkst: "der kann doch keiner Fliege etwas zu Leide tun....". Im nächsten Moment rastet er völlig aus und schlägt schmerzhaft um sich. Generell möchte er immer das, was gerade nicht ansteht. Also wenn es heißt Stuhlkreis, dann möchte er Spielen und wenn Spielzeit ist möchte er Händerwaschen, jedoch wenn die Zeit fürs Händewaschen ist, möchte er Spielen.
Um ihn dann irgendwie zu bewegen, hilf viel reden nicht wirklich, einfach tragen, ziehen was das Zeug hält. Jedoch einfacher gesagt als getan. Der Kleine hat nämlich etwas Übergewicht und hat genau raus wie er sich besonders schwer macht. Wenn er völlig ausrastet, dann schlägt und kneift er. Dann weint er ne Runde und danach guckt er mich mit seinen großen, braunen Augen an und gibt mir einen Kuss, als ob nichts gewesen wäre. Er stellt mich vor viele kleinen Geduldsproben über den ganzen Tag verteilt.

Bald mehr, liebste Grüße





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