Dienstag, 20. September 2011

Es schnuppert nach Leben...

Ich sitze bei Kerzenschein in meinem Bett in meinem gefliesten und fast gemütlichen Zimmer mit einem Tee. Das bedeutet jetzt nicht, dass ich Internet in meinem Zimmer habe, zu diesem Luxus wird es wohl nicht kommen. Ich habe mich mit meinem Zimmer angefreundet, bin ich sowieso sehr selten hier. Ich habe mich auch mit dem Busfahren angefreundet, mit den staubigen,dreckigen Straßen und Häusern. Sobald ich Grün sehe, weiß ich zu schätzen, dass es dort Grün ist. Es ist jedoch unnatürlich grün,denn jeder Park, jede Wiese ,jeder Baum befindet sich nur dort, da viele Gärtner versuchen alles immer genügend zu bewässern, es ist einfach die Wüste. Von der Freundlichkeit hingegen, bin ich immer noch überrascht. Der kleine alte Opi, der uns einfach im Bus eine Mandarine anbietet oder die Familie die mir netter Weise ohne Aufforderung hilft wie ich nun nach Hause komme.


Mein Faszination gilt immer noch den Tiendas, über die ich noch nicht soviel erzählt habe. Entweder gibt es hier große Einkaufszentren, wo es dann gleich mal alles gibt oder in den meisten Straßen überall befinden sich kleine Tiendas. Man könnte sie mit einem Kiosk in Deutschland vergleichen, jedoch würde das ihrer wichtigen Existenz nicht gerecht werden. Denn in diesen Tiendas gibt es einfach alles was man so braucht. Ob es jetzt eine Glühbirne, Streichhölzer ( Feuerzeuge sind hier nicht so verbreitet) oder einfach nur Schokolade oder Obst ist. Der Clou dabei, es ist nicht teuerer. Diese Tiendas und zahlreiche mehr, die dann spezielle Sachen anbieten gibt es überall. Ich frage mich immer, wie soviele Läden und Restaurants überleben können, soviel kaufen kann man dann doch nicht. Genrell ist es hier praktisch unmöglich Hunger zu haben. Etwas zu essen geht praktisch überall. Es gibt zahlreiche Stände die über Sandwiches bis hin zum beliebten Huhn mit Reis alles anbieten. Während den Busfahrten kommen immer Menschen rein und verkaufen Keckse und Schokolade. Obststände und Milchreis sind auch sehr oft zu sehen, leider ist der Milchreis so lecker, jedoch hab ich mir das letzte Mal, wahrscheinlich davon meine Magengrippe geholt.
Bin ich in Deutschland noch regelmäßig ausgerastet, wenn ich länger als 20 Minuten Bus fahren musste, ist dies hier irgendwie kein Problem. Alles dauert hier etwas länger,denn diese Stadt funktiniert halt nur mit Bussen und Taxis und ist einfach riesig. Deshalb verspüre ich irgendwie keine Ungeduld. Ich lese oder beobachte einfach die Menschen. Diese Gelassenheit verblüfft mich, jedoch ist das es mit dem Zeitgefühl auch nicht wirklich so mein Ding. Ich kann oftmals nicht sagen,ob ich jetzt eine halbe oder ganze Stunde gefahren bin. Denn ich habe hier einfach auch keine Termine die ich unbedingt einhalten muss. Ich weiß auch selten das Datum.
Desweiteren habe ich eine ziemlich Vertrauen in die Busse entwickelt. Ich schaue auf die Schilder, setze mich rein und hoffe das es schon richtig sein wird. Klar, hab ich mich schon verfahren, aber aussteigen und ein Taxi nehmen geht immer! So richtig Angst hab ich langsam nicht mehr, es ist aber auch angenehm,meistens fährt ein Bus durch und ich muss nicht tausend mal umsteigen.
In den letzten Tagen musste ich zwar sehr viel arbeiten ( Freitag 7.30- 20 Uhr, Samstag 8-18 Uhr) jedoch war ich andererseits auch sehr aktiv. Ich habe mich am Donnerstag mit einer anderen Freiwilligen getroffen,. Wir haben den Nachmittag zusammen verbracht uns Barranco angeschaut und einen Kaffee am Meer getrunken. Abends bin ich dann selbstständig zu den anderen ins San Cristoferus, habe mich zwar etwas verfahren, bin trotzdem angekommen. Nach einem gemeinsamen Essen sind wir feiern gegangen und es hat mich so an Kellerabende erinnert. Nach nur einer Stunde Schlaf musste ich dann morgens eine Stunde nach San Juan zur Arbeit fahren. Ich habe den Tag tapfer durchgehalten, auch wenn ich etwas im Eimer war.Jedoch fühlt sich mein Leben hier langsam normaler an, wie zu Hause halt auch.
Heute (Montag) war ich nach der Arbeit mit einer Freundin in Lima Centro verabredet. Wir sind nach Miraflores gefahren und haben uns mal ein wenig umgesehen und verzweifelt nette kleine Gassen und Cafes gesucht. Leider bis jetzt Fehlanzeige. Irrgendwie gibt es hier nur eine Restaurant-Kultur. Wir sind dann letztendlich im Starbucks gelandet (viel billiger). Doch am Ende fanden wir dann noch eine kleine nette Bäckerei zum sitzen. Jedoch festigt sich mein Verdacht, dass es kleine Gassen etc. hier nicht gibt. Alles liegt an lauten, verkehrsstarken Straßen. Es gibt Einkaufzentren vom feinsten, jedoch fehlen nette kleine Gassen mit Charme. Lima ist also für mich bis jetzt eine sehr einseitige Stadt. Der Blick über den Pazifik und der Sonnenuntergang hat uns dann doch etwas besänftigt.
Gestern (Sonntag) kam ich dann endlich mal raus aus Lima. Nachdem ich Freitag und Samstag so viel gearbeitet habe, fuhren wir vom San Cristoferus aus nach Pachacamac, eine Stadt außerhalb von Lima. Schon alleine die Fahrt hat sich gelohnt. Die Landschaft veränderte sichs schon innerhalb von Lima. Die Berge wurden Grün und es gab Bäume, klingt jetzt vielleicht blöd, aber Bäume und Grün ist eines der Sachen ,die ich hier sehr vermisse. Naja Pachacamac ist eine kleine unspektakuläre Stadt, jedoch besitzt sie alte Inkaruinen. Wir hatten perfektes Wetter. Strahlender Sonnenschein und blauer Himmel. Es war deutlich wärmer als in Lima und wir standen in der richtigen Wüste. Wir wanderten bis zum Sonnentempel auf einem Berg, wo wir bis zum Meer schauen konnten. Es war ein toller Ausblick!
Danach fuhren wir noch zum Meer und aßen mal zur Abwechslung Huhn mit Pommes... Der Strand war eher ernüchternt. Staub, Teer und Müll entstellten die tollen Wellen und den Blick auf den Horizont.
Blad mehr !

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